Eurythmietherapie

Die Eurythmietherapie ist eine Bewegungskunst-Therapie. Sie ist eine im Hinblick auf die Anwendung am kranken Menschen spezialisierte Weiterentwicklung der durch Rudolf Steiner begründeten Eurythmie. Eurythmie ist in der Bewegung sichtbar gewordene Sprache und sichtbar gewordener Gesang.

Durch die Beziehung der heileurythmischen Bewegungen zu Sprache und Musik sind die Übungen von einem besonderen innerlich-seelisch erlebbaren Charakter. Sie entstehen aus demselben elementar-menschlichen Ursprung wie Sprache und Gesang. Die heileurythmische Bewegungstherapie setzt bei den drei grundlegenden menschlichen Ausdrucksvermögen an: der Körperhaltung, der Körperbewegung und der Sprache.

Eine Fülle von differenzierten Bewegungsabläufen werden an den zu behandelnden Menschen, seinen spezifischen Erkrankungsprozess, an das betroffene Organ, seine körperliche Konstitution und seine seelische Verfassung angepaßt und entsprechend modifiziert. Das Element des Rhythmus im inneren und äußeren Bewegungsablauf spielt eine wesentliche und therapeutisch wirksame Rolle.
Es gehört zur Aufgabe des die Eurythmietherapie ausübenden Therapeuten, dem Patienten in übender Wiederholung die innere Beziehung zu dieser Art von Bewegung zu vermitteln. Die aktive Mitarbeit des Patienten wird in einem Ausmaß angeregt, welches es ihm ermöglicht, wesentlich zu seiner Gesundung beizutragen. Die Ausübung der Eurythmietherapie erfolgt in der Regel über mehrere Wochen in Einzelbehandlung, seltener in kleinen Patientengruppen.

Die Eurythmietherapie kann nicht nur am gut bewegungsfähigen Menschen im Stehen, Gehen, Laufen und Springen, sondern auch am bewegungsbehinderten Patienten im Sitzen oder auch im Liegen angewandt werden. Sie wird auch für schwerkranke, bettlägerige Patienten eingesetzt. Außerdem in der prä- und postoperativen Phase und bei Säuglingen und Kleinkindern. Die Eurythmietherapie wird vorwiegend in folgenden medizinischen Fachgebieten eingesetzt: Augenheilkunde, Chirurgie, Frauenheilkunde, Heilpädagogik, Innere Medizin, Kinderheilkunde, Neurologie, Orthopädie, Psychiatrie, Psychosomatische Medizin, Zahnheilkunde.

Die ärztliche Diagnose stellt die Grundlage für die Zusammenarbeit mit Heileurythmisten dar, welche aufgrund eines mehrjährigen intensiven Studiums entsprechend qualifiziert sind.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite des Verbandes diplomierter Heileurythmisten in Österreich und in der Broschüre “Internationales Berufsbild für Anthroposophische Kunsttherapien/Eurythmietherapie” (pdf, 99kB)

Rythmische Massage

Die Ärztin Dr. Ita Wegman entwickelte, ausgehend von der Klassischen Massage, in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts eine neue Therapieform: Die Rhythmische Massage. Fortgeführt und weiterentwickelt von Dr. Margarethe Hauschka ist diese eigenständige Massagetherapie heute ein fixer Bestandteil des therapeutischen Angebotes der Anthroposophischen Medizin.
Neue Berührungs-, Griff- und Streichqualitäten ermöglichen einen wesentlich umfangreicheren therapeutischen Einsatz. Ausgehend von dem Dreigliederungsgedanken der Anthroposophischen Medizin wird dabei über die Körperoberfläche des Patienten ein heilsamer Einfluss auf den gesamten Organismus ausgeübt. Wie schon im Namen „Rhythmische Massage“ ausgesagt, regt diese Massage durch ihre rhythmisch-fließende Technik – die mehr musikalischen denn mechanischen Charakter in sich birgt – Ausgleich, Heilung und Linderung an.

Daher kann Rhythmische Massage nicht nur bei Erkankungen des Bewegungs- und Stützapparates eingesetzt werden, sondern in fast allen medizinischen Fachrichtungen, etwa in der Kinderheilkunde etwa bei Verhaltens- und Konzentrationsstörungen, Ernährungs- und Schlafproblemen. Auch die Präventivmedizin, die Geriatrie und Neurologie finden unter anderem mit Anregung der Durchblutung, der Körperwahrnehmung und Aktivität eine wichtige Unterstützung. Die Innere Medizin hat bei Herz-Kreislauf-Störungen, gastrointestinalen Erkrankungen oder auch als Begleittherapie in der Onkologie eine wirksame therapeutische Option. Auch bei post-operativen Situationen und die Rekonvaleszenz begleitend, ist die Rhythmische Massage eine bewährte Indikation.

Norbert Reiniger, lehrberechtigter Heilmasseur

Gesprächstherapie

In der Gesprächstherapie muß zunächst eine warme Vertrauensatmosphäre geschaffen werden, die eine offene Begegnung zuläßt. Einfühlungsvermögen, Geduld und Interesse am anderen Menschen sind ebenso wie Mut und Geistesgegenwart Qualitäten, die zum Auffinden des “roten Fadens” in der individuellen Krankengeschichte notwendig sind.

Die Kenntnis der Entwicklungsgesetzmäßigkeiten von Leib, Seele und Geist stellt für den anthroposophisch orientierten Therapeuten ein Grundmotiv dar, das in der individuellen Situation jeweils abgewandelt erscheint. Aus Erkenntnis muß gemeinsam Raum geschaffen werden für das Neue, für die Wandlung, für den freiwilligen Verzicht auf beengendes Vergangenes.

Biographiearbeit

In der Biographiearbeit werden die geschilderten Aspekte der Gesprächstherapie unter dem Gesichtspunkt des Lebenslaufes aufgegriffen. Grundlage dafür ist die Erkenntnis der Entwicklungsrhythmen (7-Jahres-Rhythmen, Mondknoten etc.) und der Schicksalsgesetzmäßigkeiten der wiederholten Erdenleben.
Das innere Ringen um die individuelle Antwort auf die Lebensfragen die sich nicht mehr nach dem alten Muster erklären lassen, ist das Wesen der Biographiearbeit.

Es gilt, die Lebensziele des Ich, die schon vor der Geburt veranlagt sind, in der Umbruchsituation neu aufzusuchen und mit Gestaltungswillen aktiv zu ergreifen. Biographische Motive können in künstlerischen und sozialen Übungen einzeln oder in Gruppen bearbeitet werden, dadurch können neue Ausblicke auf das Lebensziel entstehen.

Sprachgestaltung

Durch die therapeutische Sprachgestaltung kommt zu der heilenden Sprecherziehung – der Logopädie – ein integrativer künstlerischer Ansatz hinzu. Es werden mit den Gestaltungsmitteln – den Formkräften – der Sprache die körperlichen, seelischen und geistigen Bewegungs- und Ausdrucksformen geübt und aktiviert. Die wesentlichen Formkräfte bestehen aus der Stimme, dem Sprachboden, den Lauten, den Silben, dem Atem und dem Rhythmus.

Durch das Eintauchen in diese gestaltenden Kräfte unter therapeutischer Anleitung wird die gesamte ICH-Tätigkeit angeregt, die Willensbildung wird gestärkt, der Patient erlebt in sich neue Aufrichte-Kräfte.
Der Sprechvorgang wird in Beziehung zum gesamten Menschen gesehen. Es fallen in den Indikationsbereich der Sprachgestaltung somit nicht nur Sprech- und Sprachstörungen, sondern ebenso ein breites Spektrum körperlicher und seelischer Erkrankungen und Behinderungen:

  • Sprachstörungen aller Art
  • Atemwegserkrankungen
  • Herz/Kreislauferkrankungen
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • Sucht-Erkrankungen
  • Essstörungen
  • Depressionen

Die Kenntnis der Entwicklungsgesetzmäßigkeiten von Leib, Seele und Geist stellt für den anthroposophisch orientierten Therapeuten ein Grundmotiv dar, das in der individuellen Situation jeweils abgewandelt erscheint. Aus Erkenntnis muß gemeinsam Raum geschaffen werden für das Neue, für die Wandlung, für den freiwilligen Verzicht auf beengendes Vergangenes.

Künstlerische Therapien

Die therapeutische Wirkung künstlerischer Betätigung kann heute von jedem Menschen unmittelbar erlebt werden. Kränkende zivilisatorische Einflüsse, die häufig mit einer Verarmung der Gefühlswelt einhergehen, bedürfen einer Belebung der aufbauenden, schöpferischen Kräfte. Die in der Krankheit verlorengegangene Einheit von Leib, Seele und Geist und die Beziehungen des Menschen zur Umwelt können durch aktive künstlerische Betätigung neu belebt werden.

Der Patient ist dabei aktiv am Heilungsverlauf beteiligt. Er ist aufgerufen, Altes zu verwandeln, Fähigkeiten übend zu entwickeln und somit Neues, Zukünftiges zu schaffen.

Die Auswahl der einzelnen Kunsttherapien ist von der Krankheit und der Persönlichkeit des Patienten abhängig. Eine Zusammenarbeit von Arzt und Therapeut bildet auch hier die Grundlage.

Musiktherapie

Musik spricht zur Seele des Menschen in einer Sprache, die alle Menschen auf der Erde verstehen.
Jeder ist musikalisch und kann die Qualitäten von Melodie, Harmonie und Rhythmus empfinden. Die Klangerlebnisse sprechen Atem und Herzrhythmus an, der Muskeltonus wird aktiviert, das Wachbewußtsein wird unterstützt.
Die Musiktherapie entfaltet ihre Wirksamkeit u.a. bei Bewußtseinsstörungen, Psychosen, Erkrankungen des Nervensystems, Schlafstörungen und in der Sterbebegleitung.

Plastisches Gestalten

Das plastische Gestalten ist ein aus der Bildhauerei entwickeltes therapeutisches Verfahren. Meist wird mit Ton gearbeitet, aber auch mit Holz, Stein, Wachs, Gips oder Sand.
Der Patient lernt bewußt und kreativ mit den gestaltenden Kräften seines Leibes und seiner Seele umzugehen.

Immer wenn es im Zusammenhang mit Krankheiten oder Krisen um die Ordnung, Abgrenzung und innere Orientierung geht, stellt Plastizieren ein sinnvolles Therapieangebot dar.

Malen

Im therapeutischen Malen schaffen wir am Lebens-Kunst-Werk.
Farbig, bewegend oder beruhigend wird im Bild ein Gegenüber geschaffen, an dem experimentierend das eigene Sein entdeckt und verändert werden kann; ausprobierend, wagend,  verwerfend, ausruhend, ankommend, genießend.
Einseitige seelische Verhaltensmuster kommen so in Bewegung. Die Farbensprache, die Farbströme und die Farbbewegungen versetzen die Seele in jede mögliche Stimmung. Die neu gewonnenen seelischen Erfahrungen wirken ins Körperliche. Malen durchwärmt und entspannt den Organismus. Je nach Bedarf werden lösende oder strukturierende Vorgänge verstärkt, die unterschiedlichen Materialien regen hierzu an:

  • Konkretes Zeichnen verstärkt Formkräfte,
  • Dynamisches Formenzeichnen wirkt auf den Rhythmus (binden-lösen),
  • Wässriges Malen löst und durchwärmt,
  • kräftige Farben bewegen, regen Blutkreislauf und Atmung an.

Das Malen öffnet die Augen für unendlich viele Farbnuancen. Eine Fülle von Materialien steht zur Verfügung: Aquarellfarben, Ölkreiden, Pastellkreiden, Buntstifte, Pflanzen- Acryl- und Temperafarben, Papiere und Leinwände, dicke und dünne Pinsel. Wer malt, vertieft seine Empfindungen, erlebt die Schönheit der Welt und findet eine lebendige, sich wechselseitig modifizierende Beziehung zu sich und seiner Umgebung.